Leseprobe

Titel Master Hayden

Fortsetzung Seite 6

Judy


Judy konnte nicht glauben, dass der Sheriff ihr den ganzen Weg gefolgt war. Bis zum Motel war der Wagen ihr hinterhergefahren und hatte erst gewendet, als sie im Gebäude verschwunden war. Sie legte alle Riegel vor die Tür und schob die Kommode wieder davor wie jede Nacht. Es hielten auch zwielichtige Leute auf Durchreise im Motel an und mehr als einmal hatten ihr Kerle hinterhergepfiffen oder blöde Sprüche hinterhergerufen. Fühlte sie sich in diesem Etablissement sicher? Nein! Hatte sie eine andere Möglichkeit? Vielleicht, wenn sie den Job nicht verloren hätte! Sie hatte die süße Pension, Bed & Breakfast gefunden und durchgerechnet, dass sie mit ihrem Lohn einige Zeit dort gut überbrücken konnte. Doch Matt hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht, als er sie gefeuert hatte. 

Schnell kleidete sie sich um, leichtere Kleidung, um einiger Maßen angenehm auf der nicht sehr komfortablen Matratze schlafen zu können. Doch nicht zu leicht, um im Notfall in die Öffentlichkeit flüchten zu können. Vorausgesetzt es gab Öffentlichkeit, wenn sie fliehen musste. In der Nacht schien die Dunkelheit der einzige Schutz zu sein, auf den sie auf einer erneuten Flucht hoffen konnte. Niemand würde sie hier finden, irgendwo im Nirgendwo, denn sie rechneten nicht damit, dass sie hierher geflohen sein könnte. Große Städte versprachen vordergründig Anonymität, einen Dschungel, in dem es aussichtslos schien, jemanden zu finden. Doch es war ihnen gelungen, sie in den Großstädten ausfindig zu machen. Aber nicht hier auf dem Land!

Seufzend ließ sie sich auf das Bett fallen. Es schmeckte ihr nicht, dass sie die Aufmerksamkeit des Sheriffs auf sich gezogen hatte. Es war nie gut, wenn die Polizei involviert wurde – schon gar nicht ein gelangweilter Kleinstadtsheriff, der in ihr die Chance witterte, den Helden spielen zu können. Sie stöhnte genervt. Sie würde versuchen, von nun an unter seinem Radar herzufliegen, was sicher damit getan sein würde, dass sie sich nicht mehr in der Dunkelheit auf der Straße herumtrieb. Als hätte sie Freude daran, von einem Ende der Stadt zum anderen zu rennen! Verdammter Matt! 

Sie hätte besser einen Blick in den Wagen werfen sollen, um zu sehen, wer das Fahrzeug gefahren hatte. Der Sheriff war auf der Beifahrerseite aus- und eingestiegen. Das bedeutete, sie war einer weiteren Person aufgefallen. Ob das ein Cop gewesen war? Der SUV hatte nicht offiziell ausgehen, kein Dienstfahrzeug. Wieder stöhnte sie missmutig auf. Oh Gott, sie würde nicht schlafen können! Alles würde sich wiederholen. Sie würde eine Mitfahrgelegenheit suchen müssen. Sie würde erneut einen Job und eine Unterkunft finden müssen. Und je schneller sie diesen Ort verließ, umso besser. Sie blieb nie lange in den Motels, denn sie fürchtete, dass dies Orte waren, an denen zuerst gesucht würde. 

Ein seltsames Kitzeln auf ihrer Wange ließ sie die Hand heben. Als sie sich kratzte, stellt sie fest, dass ihre Finger Feuchtigkeit verwischten. Tränen! Sie war erschöpft, mental wie physisch. Sie wollte nicht mehr wegrennen. Sie wollte endlich einen Ort finden, an dem sie sich sicher fühlte. Aber gab es den? Musste sie vielleicht das Land, den ganzen Kontinent verlassen? Auch das hatte Matt ihr versaut, denn jetzt konnte sie nicht in einen Flug investieren, musste auf ihre Rücklage zurückgreifen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Gott, sie war so müde! Hatte sie gedacht, endlich zur Ruhe zu kommen? Sorry, Babe, die wird es für dich nicht geben …

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