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Countryside Lifestyle Club Serie 

Band 3

Sheriff Mathews

Prolog

Zoë

Zoë lehnte mit geschlossenen Augen an der Wand und lauschte. Draußen im Gang lief eine Horde Verfolger vorbei. Mitglieder des gegnerischen Teams riefen sich Befehle zu, jubelten triumphierend, wenn sie jemanden aufspürten und jagten. Seufzend rutschte sie an der Wand herunter und starrte in die Dunkelheit der kleinen Kammer. Unglaublich, dass noch niemand sie hier entdeckt hatte. Sie hatte das Versteck gewählt, da es ein offenes Geheimnis war, dass man die Tür öffnen konnte, obwohl der Hausmeister sie gewissenhaft verschloss. Man musste nur ein Stück Pappe, nicht dicker als der Flyer der Highschool-Party, in die Ritze schieben und der Zylinder schnappte zurück und gewährte ungehinderten Einlass.

Dennoch versuchte niemand, die Tür zu öffnen, wahrscheinlich in der Annahme, dass das Versteck zu offensichtlich war, als dass es jemand aufsuchte. Sie hatte nicht mitmachen wollen, zumindest nicht auf der Seite des gejagten Teams, denn diese Art Spiel löste in ihr einen Kampfreflex aus wie damals in der Grundschule, als sie einen Mitschüler beim Versteckspiel niedergeschlagen hatte, als er sie laut schreiend festgehalten hatte. Deswegen wartete sie darauf, dass jeden Moment die Tür aufgerissen und sie gefunden wurde. Doch nichts geschah. 

Zoë hasste das Spiel. Aber sie hatte sich nicht rausziehen können. Annie Jackson, Erika MacGomery und Ralph Thomsan hatten es organisiert und jeden bei Ankunft in der Aula ein Bändchen aus einem Karton ziehen lassen. Unglücklicherweise hatte Zoë ein rotes gezogen, was bedeutete, dass sie zu dem Team gehörte, das sich im zugänglichen Bereich des Schulgebäudes verstecken musste und gejagt würde, während die Leute mit den grünen Bändern die Gänge durchkämmten und jeden, den sie festsetzten, in die Aula brachten. Wenn es mindestens fünf Mitgliedern ihres Teams gelang, unentdeckt zu bleiben oder sich nicht fangen zu lassen, bis die Zeit ablief, gewannen sie. Wurden mehr Spieler gefunden und gefangen gehalten, verloren sie.

Plötzlich erklang Tumult auf dem Gang. »Lauft!«, brüllte jemanden. »Versteckt euch! Ich halte sie auf!«

Ein schriller Schrei ertönte, spitzes Lachen, polternde Schritte. »Das ist unfair!«, rief eine Mädchenstimme. »Lass mich los!«

»Lauft!«, brüllte die tiefere Stimme erneut und das Kichern entfernte sich schnell.

»Zu mir! Hier laufen sie! Hilfe!«, schrie das Mädchen.

Zoë schloss die Augen, als Adrenalin ihren Puls zum Rasen brachte. Ihr Körper stand unter Spannung, die sie in die kleinste Faser spürte, und sie fürchtete ihre Reaktion, wenn jetzt jemand die Tür aufriss. Sie hörte Stimmengewirr, Gepolter und Lachen, drückte sich an der Wand langsam in den Stand. Ihr Herz schlug so kräftig in ihrer Brust, dass es schmerzte. Die Stimmen, die Geräusche von Gerangel kamen näher

»Gut gekämpft Ryan«, lachte ein Mädchen. War das Annie Jackson? »Aber das Spiel ist für dich vorbei. Auf in die Aula mit ihm!«

»Nein! Wir werden ihm keine Gelegenheit geben, den anderen zum Ausbruch zu verhelfen«, widersprach eine tiefe, ruhige Stimme amüsiert. Colton McCoy! Sie würde seine Stimme überall erkennen. »Das hätte er gerne, er wartet nur darauf.«

»Was sollen wir sonst mit ihm machen?«

»Der Lagerraum«, antwortete McCoy, woraufhin Zoë den Atem anhielt.

»Nicht euer Ernst!«, erwiderte Ryan Mathews genervt, doch im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet und das Licht, das hereinfiel, blendete sie.

Sie drückte sich zwischen die Regale. Wieso tat sie das? Wollte sie nicht gefunden werden? Jemand stieß Ryan in den Lagerraum, und schon wurde die Tür zugeschlagen. 

»Schnell! Schiebt den Stuhl unter die Klinke«, lachte Colton amüsiert, während Ryan sich gegen die Tür warf, sie aber nicht öffnen konnte. »Mache es dir da drin bequem, Mathews! Wir holen dich raus, wenn wir die anderen haben.«

Sie sperrten sie hier ein? Mit einem Stuhl unter der Klinke? Was, wenn es einen Alarm gab, wenn ein Feuer ausbrach und niemand daran dachte, dass sie in dem Raum feststeckten? Ihr Herz raste bei dem Gedanken und ein leises Winseln entfuhr ihr. Plötzlich wurde es still. Mathews hatte aufgehört, gegen die Tür zu bollern, und Bewegung drang an ihre Ohren. Kam er auf sie zu? Sie presste die Hand vor den Mund.

»Hallo?«, fragte er leise. »Ist hier jemand?«

Sie atmete schaudernd ein, ihre Augen nahmen seine Konturen in der Dunkelheit nur gebrochen wahr. Er schien sich an den Regalen rechts und links festzuhalten und kam auf sie zu.

»Vorsicht!«, flüsterte sie, doch da stieß er schon gegen sie.

»Ups«, entfuhr es ihm. »Entschuldigung!«

Sie hielt den Atem an, da sie ihm noch nie so nah gekommen war. Er setzte einen Schritt zurück, doch er stand so dicht vor ihr, dass sie die Hitze seines Körpers spüren konnte. 

»Wer bist du? Und was machst du hier?«

»Ich verstecke mich«, antwortete sie, seine erste Frage ignorierend. Er könnte sowieso nichts mit ihrem Namen anfangen. »Ich hatte gehofft, direkt gefunden zu werden, aber ...«

Er lachte lautlos. »Die offensichtlichen Verstecke sind die besten. Wieso wolltest du direkt gefunden werden?«

»Ich mag die Art Spiel nicht«, antwortete sie nach einem kurzen Moment des Schweigens. »Sie machen mich nervös.« 

»Nervös?«, fragte er überrascht.

»Haben die wirklich einen Stuhl unter die Klinke geschoben?«, flüsterte sie, um das Thema von sich abzulenken. 

Er schnaubte leise. »Ja, offenbar!«

»Warum? Ich meine, wieso sperren sie dich hier ein, statt dich in die Aula zu bringen?«

»Weil sie fürchten, ich könnte die Gefangenen befreien.«

Immer noch stand er direkt vor ihr. »Sind wir wirklich hier eingesperrt?«

»Keine Sorge! Wir warten, bis die Verrückten die anderen eingefangen haben oder die Zeit abläuft, und sie uns hier rausholen. Maximal eine halbe Stunde, dann sind wir wieder frei.«

»Was, wenn sie uns vergessen? Was, wenn etwas passiert? Ein Alarm, ein Feuer?«

»Hey!« Seine Hand tastete nach ihr, berührte ihre Schulter, ihren Hals, bis sie sich auf ihre Wange legte. »Es wird kein Feuer ausbrechen und niemand wird uns vergessen.« Seine zweite Hand schloss sich ebenfalls um ihre Wange und er hob ihren Kopf. »Glaube mir, meine Freunde würden immer an mich denken.«

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